Rassismus gegen Schwarze in Deutschland weit verbreitet
In Deutschland leben mehr als eine Million Menschen afrikanischer Herkunft – und der überwiegende Teil erfährt in vielen Lebensbereichen Rassismus. Das legt eine nichtrepräsentative Studie namens Afrozensus nahe. Demnach sehen sich etwa zwei Drittel der mehr als 6000 Befragten aufgrund von rassistischen Zuschreibungen in Schulen und Universitäten schlechter benotet als weiße Mitschüler oder Kommilitonen. In Arztpraxen vorgetragene Beschwerden werden laut zwei Dritteln der Studienteilnehmer nicht ernst genommen. Mehr als die Hälfte gab an, schon grundlos von der Polizei kontrolliert worden zu sein. Ebenso viele wurden fälschlicherweise für Drogendealer gehalten.
Antischwarzer Rassismus überschattet laut der anonym durchgeführten Studie auch die Suche nach einem Partner: Fast 80 Prozent der Befragten beschrieben, beim Onlinedating sexualisierte Kommentare zu Aussehen und vermeintlicher Herkunft erhalten zu haben. Mehr als 90 Prozent haben erlebt, dass ihnen jemand ungefragt in die Haare fasste. Auf Wohnungssuche haben rund 70 Prozent Diskriminierung erfahren; bei Schwarzen, die Muslime sind, waren es 90 Prozent. Nur 2,7 Prozent gaben an, noch nie Rassismus erlebt zu haben. Ein weiteres Ergebnis der von Juli bis September 2020 ausgeführten Onlinebefragung: Mehr als 90 Prozent gaben an, dass ihnen nicht geglaubt werde, wenn sie Rassismuserfahrungen teilten. 75 Prozent der Betroffenen würden Rassismusfälle gar nicht erst mitteilen.
Der Afrozensus ist die erste systematische Untersuchung über die Lebensbedingungen von Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland. Die Autoren wollen ihre Forschungsarbeit fortsetzen und die Ergebnisse auch in englischer und in französischer Sprache veröffentlichen.
Die Teilnehmer stammen aus 144 Ländern, die jüngste war zum Zeitpunkt der Befragung 16 Jahre, die älteste 102 Jahre alt. Sieben von zehn der Befragten wurden in Deutschland geboren.
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung